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Mich vermisst keiner!

„Ohne den konkreten Plan, einen Porträtfilm über meine Großtante zu machen, lief die Kamera während unserer Treffen einfach mit. Viel zu spät durfte ich Evi kennenlernen. Ich hatte das Gefühl, viel nachholen zu müssen.

Es gibt Menschen, die im Alltag eher unscheinbar daherkommen, auf der Leinwand aber eine erstaunliche Wirkung entfalten. Evi gehört dazu. „In Rhetorik war ich früher immer gut.“, sagt sie im Film. Sie ist es auch heute noch! Wer sich von den von Evi angesprochenen Themen Einsamkeit, körperliche Behinderung, Suchtproblematik und leidvoll erlebte Geschlechtsinkongruenz nicht überwältigen lässt, wird sie als humorvollen, abgeklärten Menschen erleben.

Trotzdem jedes dieser Themen den Schwerpunkt von MICH VERMISST KEINER! bilden könnte, war der Schlüsselmoment, in dem ich begriff, welcher Film gerade entsteht, für mich ein anderer: vor laufender Kamera outet sich Evi ebenfalls als Chronistin des eigenen Lebens und zaubert eine 25 Jahre alte VHS-Kassette hervor! Während andere Amateurfilmer nach der Öffnung der Mauer London, Rom oder Disneyland filmten, dokumentierte Evi ihre letzte Arbeitsstelle im sich auflösenden Robotron-Betrieb und die feucht-fröhlichen Nachmittage im Hinterhof mit den Nachbarn.

Weder meine Aufnahmen von Evi heute, noch ihre Aufnahmen von damals, wären für sich genommen gesellschaftlich relevant. Zusammen ergeben sie aber eine aufschlussreiche Langzeitbeobachtung mit Evi als Vertreterin eines Teils der Bevölkerung, der den Systemwechsel nach dem Ende der DDR als harten Bruch erleben musste. „Jeder kocht sein eigenes Süppchen.“ - so bringt Evi die von ihr wahrgenommene Abkehr des Individuums von der Gemeinschaft im Kapitalismus auf den Punkt. Die Entwicklung vom kollektiven Teilhaben am Leben der Freunde und Kollegen untereinander hin zur Abkapselung von allem vollzieht sich schmerzhaft über die Auflösung bestehender sozialer Strukturen bis hin zur schrittweisen Amputation ganzer Gliedmaßen und findet seinen Abschluss in einem Lebensgefühl, welches - von Evi wiederum in wenigen Worten zusammengefasst - schließlich titelgebend für den Film wurde.“ (E.L.)

Dokumentarfilm, 2016, 28 Min. Premiere auf dem DOK Leipzig 2016, Publikumspreis der Mitteldeutschen Filmnacht Filmfest Dresden 2017, Publikumspreis Kategorie DOK Kurzsuechtig 2018. Mit Unterstützung der BASIS BERLIN (Tonmischung). Regie und Schnitt: Erik Lemke. Tonschnitt und Mischung: Jonathan Ritzel, Ansgar Frerich. Farbkorrektur und Titelgestaltung: Tawan Arun